Wünschen Sie sich von Ihrem Chef, was Sie wollen!

Schild mit der Schrift, ich habe genau das richtige Alter, muss nur noch rauskriegen wofür

Für manche ist es schon gelaufen, andere haben es noch vor sich – das jährlich Mitarbeitergespräch, zu dem der eigenen Vorgesetzte eigeladen hat. Und viele würden am liebsten einen grossen Bogen darum machen – häufig, weil sie glauben, irgendwie „ausgeliefert“ zu sein. Dabei können wir dieses „heisse Eisen“ als Mitarbeiter gut anpacken und selbst mehr mitgestalten, als wir denken.

Vorausgesetzt, wir befreien uns von den ein oder anderen Mythen rund um dieses Thema. Das Timing zum Jahresanfang passt dafür bestens.

Mythos Nr. 1: Das Mitarbeitergespräch ist eine „Alibi-Übung“ (meines Chefs), die nichts bringt

Stimmt nicht, denn: Sie können es nach Ihren Vorstellungen gestalten

Möglicherweise kennen Sie dieses Szenario: Ihr Chef hat eigentlich keine Zeit oder wirkt auf Sie, als hätte er keine Lust auf das Mitarbeitergespräch. Eine Alibi-Übung! Also rattert er seine Punkte ohne Pause herunter. Sie haben so gut wie keine Gelegenheit oder trauen sich eventuell nicht, mal nachzuhaken oder etwas dazu zu sagen. So wird aus dem Mitarbeitergespräch ein oberflächlicher und vor allem anstrengender Monolog, den sich beide Seiten auch sparen könnten. Dieses Art der Gesprächsführung ist weder der beruflichen Rolle einer Führungskraft angemessen, noch ist es besonders wertschätzend dem Mitarbeiter gegenüber.

Wenn Ihr Chef so agieren sollte, kennen Sie aber noch lange nicht den wirklichen Grund dafür, warum er sich wie oben beschrieben verhält.  Sie kennen die Einstellung Ihres Vorgesetzten – die wir auch als „innere Landkarte“ beschreiben können – nicht.  Dieser Begriff kommt aus dem neurolinguistischen Programmieren (NLP).

Keiner kennt die innere Landkarte anderer Menschen und deshalb wissen wir auch nicht, was in ihnen wirklich vorgeht, wenn sich jemand so oder so verhält. Umgekehrt ist es genauso. Keiner weiß, was Sie denken oder fühlen, solange er Sie nicht fragt. Im konstruktiven Umgang miteinander ist es also die hohe Kunst Ihrer Führungskraft und auch von Ihnen, erst einmal die Landkarte des Gegenüber verstehen zu wollen.

Es sollte Ihrem Chef wichtig sein, zu verstehen, was Sie bewegt. Doch dafür braucht es den Dialog resp. Feedback zur gegenseitigen Wahrnehmung und insbesondere die Frage nach Gründen für dieses oder jenes Verhalten oder nach Ihren Wünschen oder Bedürfnissen. Dieser Dialog sollte natürlich von Ihrem Chef ausgehen.

Wenn dem aber nicht so ist, haben Sie zwei Möglichkeiten. Sie gehen Jahr für Jahr in das gleiche unspannende und zeitraubende Mitarbeitergespräch mit Ihrem Chef und sitzen die Zeit ab oder Sie ändern etwas daran, dass das nächste Gespräch nach Ihren Vorstellungen abläuft.

Fazit: Die Mutigen geben Feedback – und bekommen (oft), was sie wollen

Sie können also durch gute Fragen und Feedback an Ihren Chef ein Mitarbeitergespräch und die Zusammenarbeit mit Ihrem Chef maßgeblich mitgestalten. Nutzen Sie die Gelegenheit für den „charmanten Klartext“ und sagen Sie Ihrem Vorgesetzten, was Sie wollen und was nicht – gefragt und ungefragt. Denn Sie dürfen Ihrem Chef jederzeit Feedback geben, um das Mitarbeitergespräch in die Richtung zu lenken, wie Sie es gern hätten.

Mögliche Formulierungen für ein Feedback

Dabei hilft Ihnen die sogenannte WWW-Technik. Die drei Ws stehen für Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch.

Step 1 (Einleitung): 
Darf ich Ihnen ein Feedback geben? – Warten Sie ein paar Sekunden.

Step 2 (Wahrnehmung schildern):
“Mir ist aufgefallen, dass Sie in unseren bisherigen Mitarbeitergesprächen einen sehr hohen Redeanteil haben und mich selten etwas fragen.”

Die Wahrnehmung schildern, ohne das Verhalten zu bewerten (wir nennen das Ich-Botschaft).

Step 3 (Wirkung des Verhaltens des Gegenüber beschreiben):
“Dadurch, dass Sie so einen hohen Redeanteil haben, habe ich das Gefühl, dass Ihnen eigentlich egal ist, wie ich darüber denke.”

Mit der Wirkung verstärken wir, dass dem Gegenüber das eigene Verhalten bewusster wird.

Step 4 (Wunsch/ Erwartung):        
Ich würde mir wünschen, dass wir eher einen Dialog führen. Dass Sie mich mal mehr fragen oder mich auch zu Wort kommen lassen.

Seien Sie mutig – geben Sie Ihrem Vorgesetzten immer Feedback,
wenn Sie etwas wirklich stört!

Mythos Nr. 2: Wenn mir mein Chef ein (scheinbar) einzigartiges Angebot für den nächsten Karrieschritt unterbreitet, „darf“ ich nicht ablehnen.

Stimmt nicht, denn: Auf dem Silbertablett kann das Falsche liegen

Was ich damit genau meine, will ich Ihnen kurz an einer Episode aus meiner damaligen Zeit als angestellte Führungskraft in einem Konzern erläutern: Ich bin Mitte 30 und sitze mit dem Leiter der Personalentwicklung meines Arbeitgebers bei einem sogenannten Vorgespräch für die weitere Karriereplanung.

Mein Chef hat mich auf die Liste der „High Potentials“ gesetzt, auf der die meisten Nachwuchstalente eines Unternehmens gerne stehen würden.
Mit anderen Worten: als High Potential sagst du eigentlich nicht Nein zu einem nächsten Karriereschritt. Denn sonst kann es sein, dass du nach einem Nein nie mehr gefragt wirst. So glauben die meisten.

Der Personalentwickler malt mir die neue Position in den schillerndsten Farben aus und plötzlich setzt vor meinem inneren Auge ein irrwitziger Film ein: Ich sehe mich in diversen Meetings Zahlen präsentieren, Mails ploppen im Sekundentakt auf, die Liste mit verpassten Anrufen ist endlos. Gemeinsame Wochenenden mit meinem Freund finden kaum noch statt, Urlaub wird in letzter Minute storniert …  In meinem Kopf bildet sich nur ein einziger Gedanke: Nein. Ich will das nicht.

Dem Personalentwickler sage ich: „Ganz ehrlich, ich finde es schön, dass Sie mir zutrauen, so eine Position in Zukunft zu bekleiden. Darüber freue ich mich wirklich sehr. Mich reizt es nur leider nicht, noch mehr Mitarbeiter zu haben, noch mehr Verantwortung zu übernehmen, noch mehr zu reisen und noch mehr zu verdienen. Ich möchte diesen Schritt nicht machen. Trotzdem vielen Dank für das Angebot.“

Es gibt Dinge, da spüren wir, dass wir das nicht wollen!

Ich konnte so klar und deutlich „Nein“ sagen und diese Entscheidung damals treffen, weil ich ich genau wusste, was ich NICHT wollte. Jetzt gilt es nur, den Mut zu haben, es auch auszusprechen. Sicher können wir im beruflichen Kontext nicht zu allem Nein sagen, wo wir keinen Sinn drin sehen. Aber bei solchen Angeboten dürfen wir alles sagen.

Es geht also auch darum, im Mitarbeiter-Gespräch und möglichen Offerten des Vorgesetzten genau auf sich selbst zu achten und zu prüfen: Will ich das oder will ich das nicht?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit und – seien Sie mutig und selbstbestimmt.

Life is good!
Herzlichst Ihre Ilka Piechowiak | heartworker

Weitere vertiefende Aspekte zu diesen Themen liefert Ihnen mein aktuelles Buch„Jetzt bin ich mal dran. Wie ein selbstbestimmtes Leben gelingt“.

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